Der Igelstachelbart (Hericium erinaceus), auch als Lion’s Mane, Affenkopfpilz oder Pom pom blanc bekannt, ist ein echter Hingucker unter den Pilzen. Sein einzigartiges, korallenartiges Aussehen macht ihn nicht nur optisch besonders – in der traditionellen chinesischen Medizin wird er wegen seiner wertvollen Inhaltsstoffe als Vitalpilz geschätzt.
Kulinarisch punktet der Igelstachelbart mit einem Geschmack, der an Hummerfleisch erinnert. Kein Wunder, dass er in der chinesischen Küche schon lange beliebt ist und auch in Europa zunehmend Fans gewinnt. Ob als Zutat für Gourmets oder als Vitalpilz für die Gesundheit – der Igelstachelbart ist vielseitig einsetzbar.
In der freien Natur wächst dieser außergewöhnliche Pilz in Laubwäldern Europas, Nordamerikas und Asiens (vor allem in China und Japan), meist im Spätsommer und Herbst. Doch wusstest Du, dass man den Igelstachelbart auch ganz einfach zu Hause züchten kann?
In diesem Beitrag erfährst Du alles, was Du über die Anzucht, die Verwendung und die Besonderheiten des Igelstachelbarts wissen musst – Schritt für Schritt erklärt.
Inhaltsverzeichnis
1️⃣ Igelstachelbart züchten 2️⃣ Was Du für die Zucht des Igelstachelbarts benötigst 3️⃣ Schritt-für-Schritt-Anleitung 4️⃣ Rezept: Saftiges Igelstachelbart Steak |
Igelstachelbarts in Innenräumen züchten
👉 Schwierigkeitsgrad: Fortgeschritten
👉 Ernte: 6 bis 8 Wochen nach dem Ansetzen
Der Igelstachelbart lässt sich mit wenigen Mitteln problemlos selbst züchten. Eine kleine Herausforderung besteht darin, dass das Myzel des Igelstachelbarts länger für die Besiedelung benötigt als beispielsweise das Myzel von Austernpilzen. Dadurch steigt das Risiko von Kontaminationen, besonders für Anfänger/innen.
Wenn Du also noch keine Erfahrung in der Pilzzucht hast, empfehlen wir Dir, zunächst mit robusteren Sorten wie Austernpilzen zu beginnen. Hast Du diese erfolgreich gezüchtet, bist Du bestens vorbereitet, um Dich an die etwas anspruchsvollere Anzucht des Igelstachelbarts zu wagen.
Noch keine Erfahrung in der Pilzzucht? Dann starte am besten mit robusten Sorten wie Austernpilzen, bevor Du Dich an anspruchsvollere Arten wie den Igelstachelbart wagst.
Der Igelstachelbart kann sowohl im Freien auf Holzstämmen als auch in Innenräumen kultiviert werden. In diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf die Zucht in speziellen Pilzzuchtbeuteln für den Innenbereich.
Was Du für die Zucht des Igelstachelbarts benötigst
1) Desinfektionsmittel
Für die Anzucht des Igelstachelbarts ist sauberes und steriles Arbeiten entscheidend. Beim Ansetzen des Substrats sollten alle Oberflächen und verwendeten Werkzeuge gründlich desinfiziert werden, um Kontaminationen zu vermeiden. Eine 50-prozentige Alkohollösung eignet sich hierfür ideal.
Sauberkeit ist das A und O – nur mit sterilen Werkzeugen und Oberflächen gelingt die Anzucht des Igelstachelbarts ohne Kontamination.
2) Plastikbeutel mit Mikrofilter
Speziell für die Pilzzucht geeignete Plastiksäcke aus Polypropylen mit Mikrofilter.
3) Substrat
Der Igelstachelbart wächst bevorzugt auf Laubholz wie Eiche, Ahorn und Buche. Ein oft verwendetes Substrat für die Anzucht des Igelstachelbarts ist der sogenannte Masters-Mix.
Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Hartholzpellets und Sojaschalen bzw. Weizenkleie im Verhältnis 1:1. Die Sojaschalen und auch die Weizenkleie sind sehr nährstoffreich und dienen dem Pilz als Stickstoff- und Proteinquelle.
4) Pilzbrut
Mit Pilzmyzel durchzogene Getreidekörner nennt man Pilzbrut. Da das Myzel ein lebender Organismus ist, hat es nur eine begrenzte Haltbarkeit.
Pilzbrut kann entweder selbst hergestellt oder bequem bei Pilzzüchter/innen – auch online – gekauft werden.
5) Kabelbinder oder Klammern
Die Kabelbinder werden zum Verschließen der gefüllten Plastiksäcke eingesetzt.
6) Autoklav oder Schnellkochtopf
Zum Sterilisieren des Substrates wird üblicherweise ein Autoklav oder ein Schnellkochtopf verwendet.
Igelstachelbart züchten: Schritt-für-Schritt-Anleitung
1) Herstellung des Substrates (Master’s-Mix)
Das fertige Substrat sollte einen Wassergehalt von etwa 60 % aufweisen. Für die Herstellung von 2,3 kg Master-Mix-Substrat benötigst Du:
450 g Hartholzsägemehl
450 g Sojahüllen
1,4 L sauberes Wasser
Mische die Zutaten in einem desinfizierten Behälter und fülle sie anschließend in den Pilzzuchtbeutel um.
2) Sterilisation des Substrates
Um die Erfolgschancen bei der Anzucht des Lion’s Mane zu erhöhen, sollte das Substrat sterilisiert werden. Dazu schlagst Du den Pilzzuchtbeutel einmal um und legst ihn anschließend in den Schnellkochtopf. Sterilisiere das Substrat bei 100 °C für mindestens zwei Stunden.
Nach der Sterilisation lass das Substrat in einer sauberen Umgebung abkühlen, während der Beutel umgeschlagen bleibt. Die Temperatur sollte unter 38 °C sinken, um eine Kontamination zu vermeiden. Der Abkühlvorgang dauert etwa einen halben Tag.
Achtung: Ist das Substrat beim Einfüllen der Pilzbrut noch zu heiß, kann der Pilz-Organismus durch die hohe Temperatur absterben.
3) Zugabe der Pilzbrut
Der Beutel mit der Pilzbrut wird erst kurz vor dem Beimpfen geöffnet. Für jedes Kilogramm Substrat benötigst Du etwa 10 % des Gewichts an Pilzbrut – das bedeutet, dass Du für 2 kg Substrat ca. 200 g Pilzbrut erforderlich sind.
Vor der Zugabe solltest Du die Pilzbrut im Beutel zerkleinern, damit die Getreidekörner einzeln vorliegen und sich gleichmäßig im Substrat verteilen können.
Nach der Zugabe verschließt Du den Beutel knapp unterhalb der Öffnung mit einem Kabelbinder, einer Schnur oder einem Impulsschweißgerät. Schüttle und knete den Beutel gut, um die Pilzbrut gleichmäßig unter das Substrat zu mischen. Anschließend stellst Du den Beutel zum Durchwachsen auf.
4) Durchwachsphase: Das Pilzmyzel durchwächst das Substrat
Stelle den Pilzzuchtbeutel an einen dunklen, vor direkter Sonneneinstrahlung geschützten Ort bei einer Temperatur von etwa 23–24 °C. Innerhalb von 4 bis 5 Wochen sollte das Myzel das Substrat vollständig durchwachsen.
5) Fruchtungsphase: Die Fruchtkörper wachsen
Sobald das Myzel das Substrat vollständig besiedelt hat, stelle den Beutel an einen hellen Ort mit viel indirektem Tageslicht und einer Temperatur zwischen 17 und 25 °C.
Schneide mit einem desinfizierten Messer ein kleines „X“ (nicht größer als 1 cm) in die Vorderseite des Beutels.
Die offene Stelle und später der sprießende Pilz sollten 2–3 Mal täglich mit Wasser besprüht werden, um ein Austrocknen des Substrats zu verhindern – andernfalls kann das Wachstum gestoppt werden.
6) Ernte des Igelstachelbart (Lion's Mane)
Bei guten Bedingungen kannst Du nach 3–4 Wochen Deinen ersten Lion’s Mane ernten. Der Pilz ist erntebereit, wenn die Stacheln gut sichtbar sind und er nicht mehr an Volumen zunimmt. Ernte ihn einfach, indem Du ihn vorsichtig aus dem Substrat herausdrehst.
Mit etwas Glück und bei optimalen Bedingungen kannst Du alle 3–4 Wochen ein zweites und drittes Mal ernten. Das verwendete Substrat kannst Du anschließend als Mulch einsetzen oder kompostieren.
7) Zubereitung und Aufbewahrung des Igelstachelbart (Lion’s Mane)
Frischer Igelstachelbart (Lion’s Mane) hält sich bis zu einer Woche im Kühlschrank. Um das volle Aroma zu genießen, empfehlen wir, den Pilz direkt nach der Ernte zuzubereiten.
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Rezept-Tipp: Saftiges Igelstachelbart (Lion's Mane) Steak
Der Igelstachelbart ist nicht nur optisch ein Hingucker, sondern auch eine köstliche Alternative für alle, die auf der Suche nach einem besonderen Geschmackserlebnis sind. Mit diesem einfachen Rezept zauberst Du saftige Pilz-Steaks, die garantiert begeistern.
Zutaten für 2 Personen
1 Kopf des Igelstachelbart (Lion's Mane)
2 Esslöffel Olivenöl
2 Esslöffel Butter
Mehl
1 Knoblauchzehe
1 Teelöffel frischer Thymian (oder Gewürz Deiner Wahl)
Salz und Pfeffer
Zubereitung
Schneide den Igelstachelbart Kopf (Lion's Mane) in ca. 2 cm dicke Scheiben. Bestreue beide Seiten der Scheiben mit Salz und Pfeffer und wende sie anschließend in Mehl. Klopfe das überschüssige Mehl vorsichtig ab.
Erhitze das Olivenöl in einer Pfanne bei mittlerer Hitze und brate die Pilzscheiben auf beiden Seiten goldbraun an.
Währenddessen schmelze die Butter in einer zweiten Pfanne. Füge den fein gehackten Knoblauch hinzu und brate ihn goldbraun an. Gib anschließend den Thymian oder Deine bevorzugten Kräuter zur Butter und rühre alles gut um.
Richte die knusprigen Lion’s Mane Steaks auf einem Teller an, beträufle sie mit der aromatischen Knoblauch-Kräuter-Butter und serviere das Gericht direkt.
Guten Appetit!
Autoren: Lukas & Marco
Lukas und Marco haben Vungi ins Leben gerufen, um ihre Begeisterung für Pilze mit anderen zu teilen. Ihr Ziel ist es, Menschen zu motivieren, die Vielfalt und das Potenzial dieser nachhaltigen und köstlichen Lebensmittel zu erkunden – vor allem als genussvolle Alternative zu Fleischgerichten.
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