
Kräuterseitlinge sind eine spezielle Art von Austernpilzen, die sich durch ihre stattliche Größe und ihren festen, fleischigen Stiel auszeichnen.
Im Gegensatz zu den häufigeren Austernpilzen, mit zarten, weichen Hüten, haben Kräuterseitlinge größere, dickere und oft längere Stiele, die einen wunderbar herzhaften Bissen bieten. Sie eignen sich hervorragend für zahlreiche Rezepte, von gebratenen Pilzen bis hin zu cremigen Suppen.
In diesem Beitrag zeigen wir Dir, wie Du Deine eigenen Kräuterseitlinge züchten kannst und worauf Du dabei achten musst.
Kräuterseitlinge züchten mit Kaffeesatz
Kräuterseitlinge mit Kaffeesatz züchten ist leider nicht möglich, da das Substrat nicht die richtigen Nährstoffe in ausreichender Menge liefert. Sie wachsen jedoch auf Stroh und Sägemehl.
Im Gegensatz zu Austernpilzen, die Kaffeesatz gut verwerten können, benötigen Kräuterseitlinge eine andere Zusammensetzung organischer Materialien für ein gesundes Wachstum.
Versuche mit Kaffeesatz als Hauptsubstrat führen in der Regel zu schlechten Erträgen oder einem vollständigen Wachstumsstopp.
Was Du für die Zucht von Kräuterseitlingen brauchst
Plastikbeutel mit Mikrofilter: Speziell für die Pilzzucht geeignete Plastiksäcke aus Polypropylen mit Mikrofilter.
Substrat: Kräuterseitlinge gedeihen gut auf verschiedenen Holzarten. Häufig verwendete Materialien sind Buchenholzspäne, Sägemehl oder auch speziell behandelte Strohpellets. Das Substrat muss pasteurisiert werden, um unerwünschte Mikroorganismen abzutöten.
Pilzbrut: Pilzbrut sind mit Pilzmyzel durchzogene Getreidekörner. Da es sich beim Pilzmyzel um einen lebendigen Organismus handelt, besitzt dieser nur eine bestimmte Haltbarkeit.
Die Pilzbrut kann entweder selbst hergestellt oder einfacher von verschiedenen Pilz-Züchtern (auch online) gekauft werden. Für den Anbau von Kräuterseitlingen eignet sich Körner- oder Sägemehlbrut gut.
Kabelbinder oder Klammern: Dienen zum Verschließen der gefüllten Plastiksäcke.
Wasserkocher oder Topf: Zum Erhitzen des Wassers.
Kräuterseitlinge selber züchten – So funktioniert’s
1) Vorbereitung des Substrates: Abfüllen und Pasteurisation des Substrates
Durch die Pasteurisation werden schädliche Mikroorganismen abgetötet, was dem Pilzmyzel hilft, das Substrat besser zu besiedeln. Für den Anbau füllt man etwa 2 kg Substrat (wie Buchenholz-Pellets oder Sägemehl) in einen Pilzzuchtbeutel.
Dabei ist es wichtig, den Beutel nur zu einem Viertel bis maximal einem Drittel mit Pellets zu befüllen, da diese beim Aufquellen viel Raum einnehmen. Auch braucht es Platz, um das Substrat später gründlich mit der Pilzbrut zu vermischen.
Das benötigte Wasser sollte bis zum Siedepunkt erhitzt werden. Der Wasseranteil im fertigen Substrat sollte etwa 55–65 % betragen.
Trockene Pellets oder Sägemehl haben in der Regel einen Wassergehalt von rund 7 %. Das ideale Verhältnis von Pellets zu Wasser liegt bei 1 : 1,5 (beispielsweise benötigt 1 kg Pellets 1,5 kg Wasser). Für 2 kg Pellets sind also 3 Liter heißes Wasser erforderlich.
Das siedende Wasser wird in den Plastiksack zu den Pellets oder dem Sägemehl gegossen, wobei darauf zu achten ist, dass alle Pellets gleichmäßig mit Wasser überzogen werden.
Nach kurzer Zeit zerfallen die Pellets durch die Wasseraufnahme zu loser Sägespäne.
Um sicherzustellen, dass alle Pellets aufgelöst werden, sollte der Sack mit einer Hand verschlossen werden, während die andere Hand noch ganze Pellets ins Substrat „einmassiert“.
Bevor die Pilzbrut hinzugefügt wird, muss das Substrat auf unter 38 °C abgekühlt sein. Dazu wird die Öffnung des Beutels zusammengefaltet und der Beutel zwischen Tisch und Substrat eingeklemmt, um das Substrat während des Abkühlens vor äußeren Kontaminationen zu schützen.
Dieser Abkühlprozess dauert etwa einen halben Tag. Ist das Substrat noch zu heiß, könnte die Pilzbrut beim Kontakt mit dem heißen Substrat absterben.
2) Anmischen: Vermischen des Substrates mit der Pilzbrut
Der Plastikbeutel wird erst unmittelbar vor dem Beimpfen mit der Pilzbrut geöffnet. Für jeden Beutel wird etwa 10 % des Gewichts als Pilzbrut hinzugefügt, was bedeutet, dass für 2 kg Substrat rund 200 g Pilzbrut benötigt werden.
Bevor die Pilzbrut hinzugefügt wird, sollte sie im Beutel zerkleinert werden, sodass die Getreidekörner möglichst einzeln vorliegen und sich später gleichmäßig im Substrat verteilen können.
Nach der Zugabe der Pilzbrut wird der Beutel knapp unterhalb der Öffnung mit einem Kabelbinder, einer Schnur oder einem Impulsschweißgerät verschlossen.
Durch Schütteln und Kneten des verschlossenen Beutels wird die Pilzbrut gleichmäßig unter das Substrat gemischt. Danach werden die Beutel zum Durchwachsen aufgestellt.
Schritt 3) Durchwachsphase: Das Pilzmyzel durchwächst das Substrat
Innerhalb von ca. 5 Wochen durchwächst das Myzel das Substrat vollständig.
Platziere den Sack dafür im Innenraum an einen gut belüfteten, vor Hitze und direktem Sonnenlicht geschützten Platz mit ca. 15° bis 20 °C.
In dieser Phase benötigt der Pilz kein Licht.
Schritt 4) Erste Fruchtungsphase: Die Fruchtkörper wachsen
Sobald sich an der Oberseite des Substratballens oder an den Seiten kleine Kräuterseitlinge von etwa 4–5 cm Größe gebildet haben, kannst Du mit einem scharfen Messer oder einer Schere die obere Hälfte des Pilzzuchtsackes vorsichtig rund um den Substratballen abschneiden.
Die obere Hälfte des Substratballens sollte nun freigelegt sein, während die untere Hälfte noch mit Folie bedeckt bleibt. Achte darauf, dass die Raumtemperatur zwischen 15 und 20 °C liegt und die Luftfeuchtigkeit bei etwa 85 % beträgt.
Das kannst Du dadurch sicherstellen, indem Du um den Substratblock eine mit Löchern versehene Folie (Grow-Tent) anbringst. Vermeide direkte Sonneneinstrahlung.
Achte gut darauf, dass der Substratblock nicht austrocknet. Gegebenenfalls kannst Du den Substratblock mit frischem Wasser besprühen oder wenn dieser sehr trocken ist, mit fließendem Wasser unter einer Duschbrause befeuchten.
Achte auch darauf, dass sich in der Tüte um den Ballen keine Staunässe bildet!
Schritt 5) Kräuterseitlinge ernten
Nachdem die Kräuterseitlinge ausgewachsen sind und sich die Hutränder der größten Kräuterseitlinge sich nicht mehr weiter öffnen, können die Kräuterseitlinge geerntet werden.
Es müssen immer alle Pilze eines Blockes gemeinsam geerntet werden, da kleine Pilze nach dem Ernten größerer nicht mehr weiterwachsen.
Die Stielreste müssen nach dem Ernten gründlich mit einem Messer entfernt werden, da sich ansonsten Keime an diesen ansiedeln können.
Schritt 6) Ruhephase nach der ersten Ernte
Nachdem alle Kräuterseitlinge abgeerntet wurden, geht der Substratblock für 2–3 Wochen in eine Ruhephase über. Während dieser Zeit sollte der Block alle 2–3 Tage mit frischem, kalten Wasser abgebraust werden. Achtung: Staunässe aber vermeiden!
Schritt 7) Zweite Fruchtungsphase
Um nach der Erholungsphase eine neue Erntewelle zu stimulieren, muss die Pilzkultur für etwa 4–5 Stunden vollständig in frisches, kaltes Leitungswasser untergetaucht und anschließend wieder bei 15–20 °C aufgestellt werden
Unter optimalen Bedingungen können so innerhalb von etwa 3–4 Monaten 3–4 Erntewellen erzielt werden. Verbrauchte Pilzzuchtkulturen können über den Bio-Müll entsorgt, oder im Garten untergemischt werden.
Häufige Fehler beim Kräuterseitlinge züchten
Bei der Zucht von Kräuterseitlingen können verschiedene Fehler auftreten, die das Wachstum beeinträchtigen und die Ernte gefährden.
Hier sind einige der häufigsten Fehler, die bei der Anzucht dieser Pilze gemacht werden:
1) Falsche Feuchtigkeit
Kräuterseitlinge benötigen eine hohe Luftfeuchtigkeit (etwa 80–85 %) für das Wachstum. Zu niedrige Feuchtigkeit kann das Wachstum hemmen und dazu führen, dass die Pilze klein oder gar nicht fruchten.
Andererseits kann zu viel Feuchtigkeit in Form von Staunässe den Pilzen schaden und Schimmel oder andere Krankheiten fördern.
2) Zu hohe Temperaturen
Kräuterseitlinge gedeihen am besten bei Temperaturen zwischen 15 und 22 °C.
Zu hohe Temperaturen können das Myzelwachstum hemmen, während zu niedrige Temperaturen den Fruchtkörperbildungsprozess stören können.
Ein zu heißer oder kalter Standort kann also die Entwicklung beeinträchtigen.
3) Unzureichende Belüftung
Pilze brauchen ausreichend Luftzirkulation, um gesund zu wachsen. Wenn der Beutel oder das Zuchtbehältnis zu dicht verschlossen ist, kann sich Schimmel bilden oder das Myzelwachstum verlangsamen.
Es ist wichtig, dafür zu sorgen, dass frische Luft zu den Pilzen gelangt, ohne sie direkter Zugluft auszusetzen.
4) Falsche Wasserzugabe
Ein häufiger Fehler ist, das Substrat entweder zu stark oder zu wenig zu befeuchten.
Zu wenig Wasser kann das Myzel austrocknen und die Fruchtkörperbildung verhindern.
Zu viel Wasser führt zu Staunässe, was zu Fäulnis und anderen Problemen führen kann.
5) Kontamination durch unsauberes Equipment
Unzureichende Hygiene kann dazu führen, dass die Pilzzucht durch schädliche Bakterien oder Schimmel kontaminiert wird.
Es ist wichtig, dass alle verwendeten Geräte und Materialien, wie Beutel, Messer und Schalen, gründlich desinfiziert werden, um eine Kontamination zu vermeiden.
6) Nicht ausreichend abkühlen lassen
Wenn das Substrat nach der Pasteurisation nicht ausreichend abkühlt, bevor die Pilzbrut hinzugefügt wird, kann die Brut durch zu hohe Temperaturen absterben.
Die ideale Temperatur zum Hinzufügen der Brut liegt unter 38 °C, um eine gesunde Besiedlung des Substrats zu ermöglichen.
7) Zu frühes Ernten
Kräuterseitlinge sollten erst geerntet werden, wenn die Hüte der größten Exemplare vollständig geöffnet sind und sich vom Stiel lösen.
Ein zu frühes Ernten führt zu kleineren Pilzen mit weniger Geschmack und weniger Ertrag. Es ist wichtig, Geduld zu haben, bis die Pilze vollständig ausgebildet sind.
Indem Du diese gängigen Fehler vermeidest und ihre Lösungen anwendest, kannst Du eine erfolgreiche Pilzzucht sicherstellen.
Erinnere Dich daran, dass Geduld und Beobachtungsgabe Schlüssel zum Erfolg sind. Jede Pilzzuchterfahrung ist ein Lernprozess, der Dich Schritt für Schritt zum Pilzzucht-Experten macht.
8) Mangelnde Erholungsphase
Die Pilzzuchtkultur benötigt nach jeder Ernte eine Erholungsphase von etwa 2-3 Wochen, in der sie mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt und belüftet wird.
Wird diese Ruhephase übersprungen oder zu kurz gehalten, kann dies das Wachstum und die Qualität der nächsten Ernte beeinträchtigen.
Indem man diese häufigen Fehler vermeidet und auf die richtige Pflege achtet, Kräuterseitlinge erfolgreich und ertragreich züchten.
Fazit
Kräuterseitlinge züchten ist ein einfaches, lohnendes und umweltfreundliches Projekt, das jede/r zu Hause umsetzen kann.
Mit der richtigen Vorbereitung, der sorgfältigen Auswahl des Kaffeesatzes und der Beachtung unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung, bist Du nun optimal ausgerüstet, um bald Deine eigenen frischen Kräuterseitlinge zu ernten.

Autor: Lukas & Marco
Lukas und Marco haben gemeinsam das Unternehmen Vungi gegründet und möchten damit Menschen die faszinierende Welt der Pilze näherbringen.
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